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5 vor 12

„Nein, das traue ich Söder nicht zu“

Ab jetzt immer freitags um fünf vor zwölf: ein brennendes Thema, fünf drängende Fragen. Zum Start verrät Stadtchef Andreas Starke, warum er vehement für die Schließung des Ankerzentrums kämpfen will.
  • Bild: Franziska Schäfer

Von: Christoph Hägele Storytelling: Franziska Schäfer



Bamberg. Knappe zwei Jahre hat Andreas Starke noch Zeit, seinen politischen Nachlass zu regeln. Denn 2026 wird Schluss sein für den Bamberger Oberbürgermeister. Das hat Starke Ende Juni bekanntgegeben.

Eines seiner großen Ziele für die verbleibende Amtszeit ist die Schließung des Ankerzentrums. Aber dafür muss vor allem Markus Söder mitspielen. Die Frage ist, ob sich Starke auf das Wort des Ministerpräsidenten verlassen möchte.



1. Herr Starke, warum wären Sie nach 2026 nicht mehr der richtige Oberbürgermeister für die Bamberger?

Ich werde meine ganze persönliche und berufliche Energie einbringen und bis 2026 volle Pulle arbeiten. Denn ich habe noch viel vor für Bamberg. Darauf können sich die Bürgerinnen und Bürger verlassen.

Aber nach 20 Jahren an der Spitze der Stadt ist es Zeit für einen Generationenwechsel. Das Amt des Bamberger Oberbürgermeisters ist ein wunderbares Amt, es wird bekanntlich auf Zeit vergeben. Wir leben weder in einer Monarchie noch bin ich König Andi. Das Schöne an der Demokratie ist, dass Amts- und Machtwechsel ohne Blutvergießen vollzogen werden. Ich bin sicher, dass auch bei den künftigen OB-Wahlen geeignete Persönlichkeiten kandidieren werden.



2. Bis zu Ihrem Rückzug haben Sie sich eine Reihe von Zielen gesetzt. Eines davon ist, dass das Ankerzentrum bis Ende 2025 aufgelöst wird. Knicken Sie hier vor dem rechten Zeitgeist ein?

Das Ankerzentrum war von der Staatsregierung eindeutig und immer als Provisorium gedacht. In dieser Zeit konnten wir die Stadt in Bamberg-Ost nicht so entwickeln, wie wir uns das vorgenommen hatten. Das Ankerzentrum hat uns ausgebremst. Damit muss Schluss sein. Ab 2026 können wir auf dem Gelände bezahlbaren Wohnraum entwickeln, eine Kita und eine Schule bauen und damit eine soziale Infrastruktur für alle schaffen.

Ich erinnere daran, dass uns die bayerische Staatsregierung zugesichert hat, dass das Bamberger Ankerzentrum spätestens zum 31.12.2025 geschlossen wird. Somit erwarten wir, dass die Staatsregierung ihr Wort hält. Es geht um Vertragstreue.



  • Bild: Daniel Karmann, dpa



3. Ohne die Kooperation der bayerischen Staatsregierung können Sie sich beim Ankerzentrum wünschen, was Sie wollen. Trauen Sie es dem Ministerpräsidenten zu, dass er Bamberg kalt lächelnd im Regen stehen lässt?

Nein, das traue ich Markus Söder nicht zu. In einem Rechtsstaat muss man sich auf die schriftliche Vereinbarung mit der Staatsregierung verlassen können. Ein Wortbruch wäre ein beispielloser Vorgang. Ich habe in der Vergangenheit bereits jede sich bietende Gelegenheit genutzt, um die Mitglieder der Staatsregierung auf ihre Verpflichtung gegenüber der Stadt Bamberg hinzuweisen.

  • Bild: Ronald Rinklef

Die nächsten Monate werden zeigen, ob Markus Söder zu seinem Wort gegenüber der Stadt Bamberg steht.



4. Auf was müsste sich Söder einstellen, wenn er sich doch querstellen sollte? Einen Konflikt mit ihm könnten Sie zu Ihrem letzten großen Kampf als Bamberger OB machen.

Ich zähle auf die Unterstützung aller Fraktionen im Bamberger Stadtrat. Außerdem brauchen wir den tatkräftigen Einsatz aller Abgeordneten aus der ganzen Region im Landtag und im Bundestag. Ich suche auch deswegen den engen Schulterschluss mit den Mandatsträgerinnen und -trägern, um politischen Druck auszuüben, falls es notwendig sein sollte.

Es ist sicher richtig, einen Plan B zu haben. Deswegen sind wir auf alle Eventualitäten vorbereitet. Ansprechpartner sind für uns nicht nur die Staatsregierung, sondern auch die Bundesagentur für Immobilienaufgaben (BiMA) als Eigentümerin der Fläche, um nur zwei Beispiele zu nennen.



5. Nach dem Ende des Ankerzentrums müsste die Stadt Bamberg ihre Flüchtlinge dezentral unterbringen. Wo soll das gehen? Es gibt doch schon jetzt zu wenig Wohnraum in Bamberg.

Die Stadt Bamberg steht dann in der selbstverständlichen Pflicht, die Unterbringung und Integration geflüchteter Menschen nach dem Königsteiner Schlüssel neu zu organisieren. Das ist auf vielen Ebenen eine gewaltige Herausforderung. Das Wohnungsangebot ist nur eine Facette davon. Es geht auch um die Versorgung von Flüchtlingskindern in Kitas und Schulen, denn derzeit erfolgt die Beschulung noch innerhalb des Ankerzentrums.

  • Bild: Matthias Hoch

Nach dem Ende des Ankerzentrums müsste die Stadt Bamberg Geflüchtete dezentral unterbringen.

Unser Konzept sieht für die Zukunft eine dezentrale Unterbringung vor, wobei auch humanitäre Überlegungen eine Rolle spielen. Die Erfahrung zeigt, dass große Einrichtungen konfliktbeladen sind. Integration sieht anders aus.

Geflüchtete Menschen müssen gerecht im Bamberger Stadtgebiet verteilt werden, damit einseitige Belastungen für einzelne Stadtteile – so wie gegenwärtig – in Zukunft vermieden werden.

Beispiele für dezentrale Unterbringungsmöglichkeiten sind geeignete und leerstehende städtische Immobilien oder anzumietende Wohnhäuser. Nach der Sommerpause werden wir dazu im Stadtrat beraten.





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