Von Verena Stephan || Digitales Storytelling: Franziska Schäfer
Bamberg. Hochwasserlagen im Landkreis, einsturzgefährdete Gebäude, riskante Rettungsaktionen: Ohne die Ehrenamtlichen des Technischen Hilfswerks sähen die Bamberger wohl ganz schön alt aus. Doch wie gut sind wir wirklich in Sachen Katastrophenschutz und Großschadenslagen gewappnet? Das fragen wir Daniel Beck vom Bamberger THW.
1. Warme Winter, noch heißere Sommer, viel Regen. Die Auswirkungen des Klimawandels sind deutlich zu spüren – Katastrophenfälle scheinen zuzunehmen. Wie gut ist das THW in Deutschland dafür gerüstet?
Der bundesweit gleiche sowie modulare Aufbau des THW ermöglicht uns die problemlose überregionale Zusammenarbeit aller Einheiten. Je nach Anforderung können unsere Fähigkeiten entsprechend zusammengesetzt werden. Das THW ist mit vielfältigen Einsatzoptionen bereit, um bei Notlagen schnell und effektiv Hilfe zu leisten. Dafür trainieren wir im Ortsverband Bamberg auch monatlich bei unseren Ausbildungsdiensten. Noch steht uns im Bereich der Notversorgung und Notinstandsetzung nicht die gesamte eigentlich vorgesehene Ausstattung zur Verfügung. Wie schnell diese beschafft werden kann, hängt natürlich mit den zukünftig verfügbaren Finanzmitteln zusammen. Insgesamt ist das THW jedoch für die Herausforderung des Klimawandels aktuell gut vorbereitet.
Proben für den Ernstfall: Die Ehrenamtlichen des THW Bamberg trainieren einmal im Monat.
2. Zuletzt klagten THWler deutschlandweit über Budgetkürzungen. Wie ist hier der aktuelle Stand und wo wird das THW zuerst sparen müssen?
Das Kabinett hat erst kürzlich den Bundeshaushaltentwurf für 2025 beschlossen und dieser muss noch durch den Bundestag abgesegnet werden – mit den entsprechenden Änderungsmöglichkeiten. Wie viele Mittel also letztlich dem Ortsverband Bamberg zur Verfügung stehen werden, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen. Bleiben die Finanzmittel auf dem angekündigten Niveau, ist trotz der zusätzlichen Mittel zu befürchten, dass wichtige Investitionen zukünftig nicht mehr durchgeführt werden können. Dies betrifft in erster Linie den Fuhrpark und die Ausrüstung sowie den Bau von Unterkünften für die Ortsverbände. Fehlende Ausrüstung und ein überalteter Fuhrpark schränken vor allem die zukünftigen Einsatzmöglichkeiten des THW ein. Gerade in der heutigen Zeit mit Klimawandel und einem Krieg vor der Haustür ist ein gut aufgestellter Zivil- und Katastrophenschutz wichtig. Die Politik ist hier gefordert, die Rahmenbedingungen zu verbessern. Ausreichende finanzielle Mittel müssen zur Verfügung gestellt werden, sodass das THW seinen gesetzlichen Auftrag auch in Zukunft angemessen erfüllen kann und jederzeit da die notwendige Hilfe leisten kann, wo diese benötigt wird.
3. Das THW untersteht dem Bund, hilft aber ja auch in Bamberg direkt vor Ort. Gibt es hier Unterstützung durch Stadt und Landkreis? Wenn nein, sehen Sie hier Potential zur Zusammenarbeit?
Der gemeinsame Austausch in Stadt und Landkreis Bamberg ist wichtig für eine gute Zusammenarbeit. Im Rahmen des Katastrophenschutzes sind wir deshalb im regelmäßigen Gespräch, um im Einsatzfall in enger Abstimmung mit den zuständigen Stellen im Rahmen unserer Kompetenzen und Aufgaben die benötigte Hilfe leisten zu können. Mit den regionalen Feuerwehren arbeiten wir im Ortsverband Bamberg erfolgreich zusammen.
4. Bürokratie erschwert vieles in Bamberg. Betrifft das auch das Ehrenamt? Welche Probleme haben ehrenamtliche Helfer zu bewältigen?
Natürlich betrifft die Bürokratie auch die Ehrenamtlichen des THW. In einer Bundesbehörde gehören Verwaltungsvorgänge zum Tagesgeschäft. Absprachen müssen erfolgen, interne und externe Genehmigungen eingeholt werden und auch die immer mehr zunehmende Dokumentationspflicht will erfüllt werden. Gerade als Ehrenamtlicher wünscht man sich, dass diese durchaus häufig notwendigen Verwaltungsvorgänge schneller und unkomplizierter abgehandelt werden können. Hier böten sich noch viele Möglichkeiten an, durch Digitalisierung diese Vorgänge einfacher zu gestallten. Aber auch diese Umsetzung setzt die erforderlichen Finanzmittel voraus. Bei Verschlankung der Bürokratie bliebe für alle ehrenamtlichen THWler mehr Zeit für die wichtige Ausbildung und Vorbereitung auf Einsätze.
Sollte das THW nicht mehr ausreichende Mittel bekommen, wird zuerst wohl auch bei der Ausrüstung gespart werden müssen.
5. Welche Lehren hat das THW aus vergangenen Katastrophen- oder Großeinsätzen gezogen?
Großeinsätze wie die erst kürzlich aufgetretene Hochwasserlage mit dem Tief Orinoco werden uns wohl in Zukunft öfter vor Herausforderungen stellen. Sie zeigen uns immer wieder, wie wichtig eine moderne Ausstattung im Zivil- und Katastrophenschutz für die Einsatzbewältigung ist. Ebenso wichtig sind fachlich gut ausgebildete ehrenamtliche und hauptamtliche Einsatzkräfte. Die Ausrüstung und Ausbildung müssen stetig an die neuen Erfordernisse angepasst werden. Gerade im Bereich der Digitalisierung ist hier im THW noch viel Potential vorhanden. Diese Möglichkeiten gilt es jetzt zu nutzen, um auch in Zukunft für Großschadenslagen gewappnet zu sein.
Daniel Beck ist stellvertretender Ortsbeauftragter des Technischen Hilfswerks (THW) in Bamberg. Der 42-jährige Maschinenbautechniker ist seit 21 Jahren ehrenamtlich im Ortsverband aktiv und hat schon einige Einsätze miterlebt.
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