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5 vor 12

„Darf man Trump den Tod wünschen, El Hotzo?“

Sebastian Hotz bringt unter seinem Pseudonym El Hotzo Millionen Menschen bei Instagram oder Twitter (jetzt X) zum Lachen. Doch seine Scherze nach dem Attentat auf Donald Trump sorgten im Sommer für heftige Reaktionen. Für El Hotzo durchaus auch ein Medienskandal – dem er auf seine eigene Art begegnet.

Von: Stefan Fößel || Digitales Storytelling: Franziska Schäfer

Bamberg. Es waren selbst für einen wie El Hotzo turbulente Monate. Nach dem missglückten Attentat auf Donald Trump hatte der erfolgreiche Autor und Gag-Schreiber im Juli mit Bemerkungen wie „Was haben der letzte Bus und Donald Trump gemeinsam? Leider verpasst“ und „absolut fantastisch, wenn Faschisten sterben“ für Empörung gesorgt. Das kostete ihn einen Job beim Rundfunk Berlin Brandenburg und bescherte ihm ein ungewöhnliches Comeback bei RTL+. Im Interview spricht der 28-Jährige, der in Traindorf (Markt Heiligenstadt) aufgewachsen ist, über Satirefreiheit, seine Sicht auf den amerikanischen Präsidenten – und die Zukunft.



1. Herr Hotz, trauen Sie sich noch in die USA? Schließlich wünschen Sie dem frisch gewählten Präsidenten nur das Allerschlechteste. Und Ihre Scherze nach dem Trump-Attentat haben hohe Wellen geschlagen – bis hin zu Elon Musk oder Bundestagsvizepräsident Kubicki.

Ich trau mich da noch hin, glaube ich. Donald Trump hat schließlich ein großes Herz für seine Feinde. Sonst würde er nicht JD Vance, der ihn vor acht Jahren noch als Amerikas Hitler bezeichnet hat, zu seinem Vize-Präsidenten machen. Ins Land kann ich also auf jeden Fall, vielleicht sogar in sein Kabinett.

Ich glaube, dass sich das alles im Rahmen der Meinungs- und Satirefreiheit bewegt hat, natürlich muss man aber auch dafür geradestehen, wenn man solche doch recht kontroversen Witze macht. Gewundert hat es mich aber, dass ein Bundestagsvizepräsident genug Zeit hat, um sich um meinen Internetquatsch zu kümmern.

Normalerweise kenne ich die Dynamiken bei kontroversen Positionen. Dass meine Tweets zum Attentatsversuch so extreme Reaktionen hervorgerufen haben, war sicher auch dem Sommerloch geschuldet. Und dem Viertelfinalaus der deutschen Nationalmannschaft. Hätte Niclas Füllkrug gegen die Schweiz nicht das 1:1 geschossen, hätte die deutsche Mannschaft danach viel leichtere Spiele gehabt und wäre vielleicht Europameister geworden. Dann würden wir uns jetzt nicht unterhalten.



Im RTL-Format "I'm sorry, Mr. President - Der tiefe Fall des El Hotzo" holt der Comedian ein Stimmungsbild der Amerikaner ein - und entschuldigt sich bei Donald Trump.



2. Hat sich seither Ihre Situation eher verbessert oder verschlechtert? Und was wollten Sie mit dem RTL+-Format „Im sorry, Mr. President – Der tiefe Fall des El Hotzo“ erreichen?

Davor hatte ich alle drei Wochen eine Sendung für Radio Berlin-Brandenburg (RBB), jetzt eine bei RTL+ plus. Also rein betriebswirtschaftlich hat sich das für mich gelohnt, auch an Reichweite habe ich deutlich gewonnen. Und meine Fähigkeiten als Autor werden wegen eines nachts um zwei Uhr abgesonderten Posts nicht infrage gestellt. Aber klar, ich hätte mir an manchen Tagen im Sommer gewünscht, dass ich mich mit etwas anderem als diesem Witz beschäftigen könnte.

Die RTL+-Mockumentary hat mir einerseits eine fantastische Möglichkeit gegeben, in den USA vor der Wahl ein Stimmungsbild einzufangen. Und zugleich die Gelegenheit, noch einmal diesen absurden Medienskandal zu beleuchten.

Der Zeitpunkt war gut, um vor der Wahl zu unterstreichen, dass Trump kein normaler demokratischer Politiker ist, dem man demokratisch gut zugewandt sein muss oder der Anstand und Fairness verdient hat. Die nächsten vier Jahre Trump-Regentschaft werden mir da glaub ich recht geben.



3. Für Sie ist Trump ein Faschist. Darf man ihm deshalb den Tod wünschen? Und gibt es noch Dinge, über die Sie keine Witze machen?

Generell sollte man niemandem den Tod wünschen, klar. Aber wohl jeder kennt auch Menschen, bei denen er nicht traurig ist, wenn sie einmal nicht mehr da sind. Bei all dem was ich absondere, ist sicher vieles lesenswert und manches auch ein bisschen drüber, ich denke aber, dass von mir keine unmittelbare Bedrohung für das Leben von Donald Trump ausgeht, das wissen natürlich auch alle.

Generell glaube ich, dass Satire sehr viel darf, für mich gibt es aber die Regel, dass Witze über Starke viel besser sind als Witze über Schwache. Und hier geht es schließlich um den Machthaber im mächtigsten Land der Erde.



4. Sie sind im Landkreis Bamberg aufgewachsen, in Ebermannstadt zur Schule gegangen und haben in Nürnberg studiert. Was ist bis heute Fränkisch an Ihnen?

Das rollende R krieg‘ ich nicht weg. Typisch Fränkisch sind wohl auch der Hang zum Rückzug ins Private und die Freude daran, wenn man mal seine Ruhe hat. Oder die mangelnde Begeisterung über eigentlich großartige Events, wo ich dann eher „Passt scho“ sage.



5. Sind Sie künftig häufiger bei RTL+ zu sehen? Oder geht mit den Öffentlich-Rechtlichen doch noch was, wenn der letzte Pulverdampf verraucht ist?

Wir haben ja noch einige Wahlen vor uns, in der sehr mittelfristigen Zukunft. Da muss man dann schauen, was nach den Gesetzen des Marktes funktioniert.

Ich bleibe grundsätzlich den Öffentlich-Rechtlichen zugewandt und werde mittlerweile natürlich wieder zu Talkshows eingeladen.

Dass aber der RBB mir damals mitgeteilt hat, erst einmal den öffentlichen Druck abzuwarten, sich dann aber drei Tage später auf plötzlich entdeckte Werte berufen hat, die unsere Zusammenarbeit unmöglich machen, fand ich schon befremdlich.



Die Dokumentation „Im sorry, Mr. President – Der tiefe Fall des El Hotzo“ kann auch weiterhin bei RTL+ gestreamt werden.



Zur Person

Sebastian Hotz, bekannt unter dem Pseudonym El Hotzo, wurde 1996 in Forchheim geboren, hat in Ebermannstadt Abitur gemacht und ist in Traindorf (Markt Heiligenstadt) in der Fränkischen Schweiz aufgewachsen. Dem längst in Berlin lebenden Satiriker, Gag-Autor (unter anderem für das „ZDF-Magazin Royale“ mit Jan Böhmermann) und Schriftsteller (Bestseller „Mindset“) folgen auf Instagram 1,4 Millionen und bei X (vormals Twitter) 756.000 Menschen.





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