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5 vor 12

„Kann die SPD die Neuwahlen gewinnen, Herr Merzbacher?“

Ampel-Bruch, Lindner-Zoff: Der SPD stehen unruhige Zeiten bevor. Der Vorsitzende der SPD Oberfranken, Jonas Merzbacher, sagt, warum er an seine Partei glaubt - und was er beim Auftritt des Bundeskanzlers gedacht hat.

Von: Christian Pack || Digitales Storytelling: Franziska Schäfer

Gundelsheim. Als Bundeskanzler Olaf Scholz am Mittwochabend vor die Presse tritt und seine Wutrede vom Teleprompter abliest, befindet sich Jonas Merzbacher gerade in München. Mit einer Gundelsheimer Delegation besucht der neue Vorsitzende der SPD-Oberfranken an diesem Abend die Komödie „Toc Toc“.

Zum Lachen war dem Gundelsheimer Bürgermeister nicht, als die erste Nachricht von Staatssekretärin Anette Kramme auf seinem Handy eintrudelte. Ein Gespräch über die Aura des Kanzlers, die Zukunft der Sozialdemokraten und süße Nachspeisen.



1. Herr Merzbacher, was haben Sie am Mittwoch um 21.15 Uhr gedacht, als Bundeskanzler Scholz sein öffentliches Statement abgegeben hat?

Mein erster Gedanke war: endlich. Endlich ein klares Statement unseres Kanzlers. Das war längst überfällig. Nicht umsonst hat sich in der Vergangenheit der Hashtag „woistScholz“ in den sozialen Medien verbreitet. Ich war deshalb angetan von seiner Klarheit. Wie gesagt, das hätte schon früher kommen müssen und hätte ihm gut zu Gesicht gestanden. Olaf Scholz kann es, hat es aber zu selten gezeigt. Wir müssen uns als Politiker stets selbstkritisch hinterfragen und uns an den Bedürfnissen der Menschen orientieren. Und die Bürgerinnen und Bürger haben lange sehnsüchtig auf diese Führungsstärke des Bundeskanzlers gewartet.



Die Ampel ist Geschichte (von links): Vizekanzler Robert Habeck (Grüne), Christian Lindner (FDP) und Kanzler Olaf Scholz (SPD)



2. Derzeit wird intensiv über den Zeitpunkt der Vertrauensfrage und mögliche Neuwahlen diskutiert. Was ist Ihre Meinung dazu?

Wenn alle Beteiligten ehrlich sind, liegen sie mit ihren Forderungen nicht weit auseinander. Deshalb ist die aktuelle Debatte aus meiner Sicht eine reine Showdiskussion. Mit Blick auf den Wahlausgang in den USA brauchen wir jetzt wieder mehr Stabilität im Land. Und deshalb sollten wir uns zunächst um elementare politische Entscheidungen kümmern, beispielsweise hinsichtlich wichtiger Wirtschaftsfragen. Wir brauchen in der Politik jetzt Menschen, die klare Leitplanken ziehen und Orientierung geben. Danach sehnen sich die Bürgerinnen und Bürger. Deshalb bin ich beim Zeitplan hinsichtlich der Vertrauensfrage beim Bundeskanzlers.



3. Glauben Sie, dass die SPD bei einer Neuwahl als Gewinner hervorgehen könnte?

Kanzler Olaf Scholz will die Vertrauensfrage erst im kommenden Jahr stellen.

Ich denke, dass wir im positiven Sinne überraschen könnten. Bei der letzten Bundestagswahl haben die letzten Umfragen auch nicht darauf hingedeutet, dass die SPD so gut abschneidet. Ich hoffe, dass Olaf Scholz jetzt bei dieser Klarheit bleibt. Das war meiner Meinung nach ein Befreiungsschlag, den wir im Übrigen auch direkt vor Ort spüren: In der Nacht auf den Donnerstag sind einige Mitgliedsanträge bei der oberfränkischen SPD eingegangen.



4. Apropos SPD Oberfranken: Wie wollen Sie als deren Vorsitzender die Partei bei der Kommunalwahl 2026 positionieren? Und können Sie sich eigentlich den Job des Landrats vorstellen?

Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister in Hof, Bamberg, Coburg, Forchheim, Kulmbach: Die SPD ist nach wie vor in Oberfranken stark vertreten. Wir müssen uns aber in vielen Bereichen strategisch neu ausrichten. Es gibt in der Region einfach schon zu viele weiße Flecken. Also Gegenden, in denen die SPD nicht mehr präsent ist. Das ist fatal. Wir brauchen die Kümmerer vor Ort. Das ist enorm wichtig.

Und was die Frage nach meiner Landrats-Kandidatur betrifft, kann ich ganz klar sagen: Vorstellen kann ich mir das, aber ich trete nicht an.



5. Die Spezerei in ihrem Heimatort Gundelsheim ist ein Erfolgsprojekt, an dem Sie nicht unwesentlich beteiligt sind. Kochen Sie eigentlich selbst gerne und welches Essen mag Jonas Merzbacher am liebsten?

Ich esse gerne, bin allerdings kein Kochkünstler. Meine Leibspeisen findet man eher im süßen Bereich, ich bevorzuge beispielsweise ein großes Eis oder ein Stück Torte. Aber natürlich mag ich auch mal ein Schäuferla oder eine leckere fränkische Bratwurst.



Zur Person

Jonas Merzbacher wurde kürzlich zum Vorsitzenden der SPD Oberfranken gewählt. Der 41-Jährige ist seit 2008 Bürgermeister der Gemeinde Gundelsheim. Zudem ist er Mitglied des Bamberger Kreistages und leitet dort als Vorsitzender die SPD-Kreistagsfraktion.





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