Von: Sonny Adam Digitales Storytelling: Franziska Schäfer
Länge: 11,6 Kilometer Dauer: knapp 4 Stunden Aufstieg: 309 Höhenmeter Höchster Punkt: 691 m Differenz: 125 Höhenmeter Niedrigster Punkt: 566 m
Am Kreisel in Steinbach am Wald in Richtung Bahnhof fahren. Das Freizeit- und Tourismuszentrum befindet sich gleich rechts nach dem Kreisverkehr.
Aus nördlicher wie südlicher Richtung mit der Bahn (RE 14). Fahrtdauer ab Kronach circa 34 Minuten.
Möglichkeiten zum Parken gibt es direkt im Umfeld des Freizeit- und Tourismuszentrums in Steinbach am Wald.
Steinbach am Wald. „Wir atmen Weite und finden zu uns selbst“ – das ist das Motto, das der Naturpark Frankenwald dem Frankenwald-Steigla „Steinbacher Lebenslinien“ gegeben hat. Klingt gut, um zur schönsten Jahreszeit mit unserer Serie zu starten. Beginn dieser ersten Tour ist das Freizeit- und Tourismuszentrum.
Schon am Ausgangspunkt gibt es viel zu entdecke: die Gastronomie oder Wissenswertes über die Geschichte. Vor dem Zentrum steht eine Lore mit Schiefer. Denn die schwarzen Platten, die die Region prägen, waren ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Auf einer Wiese erfahren Dackel Filou und ich Wissenswertes über den Waldumbau und die Bäume, die mit den aktuellen klimatischen Bedingungen zurechtkommen.
Abtauchen in der Märchenhöhle
Schon nach wenigen Metern gibt es eine kleine Hütte hinter dem Tourismuszentrum: die Märchenhöhle. Sie ist in der Optik einem Kohlenmeiler nachempfunden.
Ein Abstecher lohnt sich nicht nur für Familien mit Kindern. Denn im Inneren gibt es jede Menge Sagen und Legenden, die mit der Kohlegewinnung zu tun haben. Die Audiodateien können in Deutsch oder Englisch und einige auch in Fränkisch angehört werden. Mein persönlicher Favorit ist Nummer 4: eine Kurzfassung vom Kalten Herz von Wilhelm Hauff. Das Märchen erinnert an die Kindheit – und außerdem bin ich auch ein Sonntagskind, also von besonderem Glück beschert.
Auch für Erwachsene sehr interessant: die Märchenhöhle. Hier gibt es schöne Geschichten auf Knopfdruck in Deutsch, Fränkisch oder Englisch. Unser Favorit ist Nummer 4 – das kalte Herz von Wilhelm Hauff.
Das erste Wegstück führt an der Bundesstraße entlang
So beschwingt geht es jetzt aber wirklich los mit der Wanderung. Der Weg führt nach Süden vorbei an der evangelischen Christuskirche und der katholischen Kirche St. Heinrich. Das erste Wegstück verläuft parallel neben der B 85. Schwere Lkw donnern vorbei. Doch die Strecke wird noch besser - versprochen!
Die Route der Lebenslinien führt durch den Ortskern von Steinbach am Wald vorbei an der Wehrkirche St. Johannes. Diese Kirche ist etwas Besonderes, denn sie stammt aus dem 15. Jahrhundert. Dann geht es weiter durch die Windheimer Straße und schon hinauf auf die Windheimer Höhe.
Auf der Windheimer Höhe bläst der Wind
Der Wind bläst. Es ist angenehm warm, aber luftig.
Überall summen Bienen, blühen Blumen. Unvermittelt mache ich Fotos von ganz normalen Blüten. Pusteblumen verstreuen ihre Samen in alle Winde. Das ist die Magie der Natur.
Natur pur – endlose Weite.
Nanu, was brummt denn da. Ausgerechnet über der Heeresstraße kreuzt dieses Flugobjekt den Weg. Nur ein Zufall.
Naturschönheiten und kleine Freuden gibt es viele auf den Lebenslinien.
Das grüne Zeichen ist nur für ambitionierte: Bis Moskau wären es 2222 Kilometer. Doch da will jetzt niemand hin. Wir wandern in die entgegengesetzt Richtung.
Das Motto der Wanderung kann jeder erleben. „Weite atmen“. Wir kommen vorbei an der Sitzgruppe des Ölschnitztaler Wandervereins am Napoleonsbusch. Kleine Wasserpause für Dackel Filou.
Erstes Treffen mit anderen Wanderern
Der höchste Punkt ist passiert: Jetzt geht es wieder hinab. Auf einem Wiesen- und Waldweg nach Windheim.
Dort treffen wir auf die ersten Wanderer: zwei Damen, die beide über achtzig Jahre alt sind. „Wir machen jeden Tag unsere Runde“, sagen sie. Nicht das komplette Lebenslinien-Steigla, sondern nur einige Kilometer.
Humoristisches gibt es auch.
Schon nach knapp fünf Kilometern erreichen wir den höchsten Punkt des Weges: 674 Höhenmeter.
Der Gasthof und die Pension Löffler am Rennsteig sind täglich von 8 bis 13.30 Uhr und von 17 bis 21 Uhr geöffnet. Leider wanderten wir am Nachmittag. Notfalls vorher anrufen: Telefon 09268/454.
Die Route führt durch Windheim. Auch im Ort gibt es einiges zu entdecken.
Der Weg führt auf der Napoleonsrunde ortsauswärts. Das elektronische System warnt „Off Grid“. Aber das klingt alles nur so bedrohlich. De facto ist der Weg nicht asphaltiert, sondern wir kommen jetzt langsam auf einen schönen Waldweg. Dieser Wegabschnitt fällt mit dem Glasmacher-Steig zusammen. Die beiden Frauen berichten, dass sie schon ihr ganzes Leben lang rund um Windheim wandern, um aktiv und in Bewegung zu bleiben. Nur an den Wochenenden ist dort etwas mehr los. Sonst ist dort vor allem eines zu finden: Ruhe.
Alte Schulstühle mitten in der Landschaft.
Jetzt geht es in den Wald.
Kenne Sie Naturkaugummi?
„Das hier ist Pech. Das war früher immer unser Naturkaugummi“, zeigt eine Weggefährtin auf eine schwarze zähflüssige Masse, die am Fichtenstamm hinunterläuft. Die Kinder kauten es früher, spuckten es dann wieder aus. Inzwischen weiß man, dass das Pech auch antibakteriell und antiseptisch wirkt.
Der Borkenkäfer hat ganze Arbeit geleistet
Langsam geht es wieder bergauf. Der Wald bietet ein verheerendes Bild: Borkenkäfer-Kalamitäten, Baumstümpfe, umgeknickte Bäume und laute Maschinen sowie Motorsägen im Hintergrund. Die Lebenslinien erinnern an eine Apokalypse.
Dackel Filou hat sichtlich Spaß am Termin: Allerdings wird der Weg für die kurzen Beine schon fast etwas weit. Wird der Dackel 12,4 Kilometer schaffen?
Nanu – was ist da los? Wir gehen einfach um das Material herum.
Bizarre Waldeinblicke.
Große Maschinen sorgen dafür, dass der Wald nicht komplett dem Borkenkäfer zum Opfer fällt.
Die Kulisse ist fast surreal. Doch plötzlich ist Kinderlachen zu hören.
Und dann erscheinen auch noch schwarze Wolken. Das Bild ist fast surreal, aber dennoch faszinierend: ungeschönte Natur. Immer wieder kommen Dackel Filou und ich vorbei an Aufforstungsflächen: die kleinen Bäumchen sind mit Drahtgeflechten geschützt. Die Experten leisten Beachtliches, um die Lebenslinien zu retten und wieder zu einem herrlichen Waldgebiet zu machen. Danke, Forst.
Von der Höhe geht es wieder abwärts. Wir haben die Hälfte des Weges schon hinter uns, sagt der Tracker. Immer weiter geht es durch die Wälder. Die Strecken sind einzigartig ausgeschildert. Auch ohne Navi kann man sich nicht verlaufen. Allerdings sind die meisten stolzen Fichten, an denen die Schilder angebracht waren, nur noch Stämme.
Plötzlich ertönen Stimmen: Kinderlachen, eindeutige Hinweise auf Spaß. Der Ölschnitzssee tut sich vor uns auf. Eine Schulklasse aus Auerbach vergnügt sich auf dem naturnahen Spielplatz. Die Kinder klettern, die Lehrer machen Picknick und genießen den Blick über den See. Auf dem See macht eine Entenfamilie mit den Kleinen die ersten Schwimmversuche.
Dackel Filou würdigt die Tiere keines Blickes. Er möchte nur eins: trinken und etwas pausieren. Die kurzen Dackelbeine sind offenbar müde.
Trubel auf dem Klettergerüst.
Die Konstruktion passt zum Ambiente: naturnah und trotzdem modern.
Rast für die Erwachsenen: In diesem Fall wird Mitgebrachtes verzehrt, die Ölschnitzhütte hat dienstags bis freitags von 13 bis 19 Uhr und samstags und sonntags von 11 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. Besonders schön sind die Plätze auf der Terrasse.
Sogar Umkleidekabinen gibt es am Ölschnitzsee.
Natur pur auf dem See: Die kleinen Entlein wagen ihre ersten Schwimmversuche.
Wanderdackel Filou will nur noch trinken.
Das Kneippbecken macht wieder fit
Im Wassertretbecken vergnügen sich Kinder und Erwachsene und rüsten sich für den letzten Wegabschnitt. Nach dieser Pause geht der Weg wieder aufwärts. Insgesamt müssen auf der Strecke 309 Höhenmeter zurückgelegt werden. Sechsmal geht es aufwärts, aber siebenmal abwärts. Der Weg führt vorbei am Naturlehrpfad des Ölschnitztaler Wandervereins. Wieder tauchen wir ein in den Wald mit seinem besonderen Aroma. Kurz vor der Kreisstraße geht es links zum Rennsteig. Straße überqueren und schon sind wir auf der letzten Etappe mit dem Rennsteig und dem Waldlehrpfad.
Ein bisschen Kunst zum Schluss
Langsam nähern wir uns dem Ausgangspunkt und machen noch einen Abstecher durch den Kunstpark. Der Park, der viele verschiedene Stile vereint, ist 2020 entstanden als krönender Abschluss der Steinbacher Lebenslinien. Wir genießen die Stelen, Figuren und Stämme, denen von den Künstlern Leben eingehaucht worden ist. Und unter allen Arbeiten finden wir wieder ein Lieblingsobjekt: Da sitzt das Glasmännlein in einem naturnahen Stamm. Probieren Sie das Frankenwald-Steigla aus – und entdecken Sie die Sehenswürdigkeiten! Wir suchen unterdessen das nächste Steigla.