Fotos und Text: Tobias Götz Digitales Storytelling: Franziska Schäfer
Die Wolkendecke ist geschlossen, in der Ferne zwitschern Vögel. Am Rande des Rehbergs springt ein Reh in den Wald. Zu schnell, um mit einem Foto festgehalten zu werden. Ein Lächeln zaubert es trotzdem auf das Gesicht. Wie passend für diesen Ort.
Vorbei an Parkplatz und Pavillon, begrüßt vom Infoschild. Dahinter eher wenig Natur – ein umzäunter Hochwasserbehälter. Doch zur rechten geht es sehr schnell in den erwarteten Wald.
Die Blätter bedecken in dieser Jahreszeit den Weg anstelle der Äste und tauchen den Waldboden damit in ein gleichmäßiges braun. Hier und da ist Vorsicht geboten: Ist man überhaupt noch auf dem richtigen Weg?
Kaum den ersten der insgesamt vier Kilometer zurückgelegt, begrüßen von rechts die Waldliegen. Wirken wie Aufstehhilfen und verdeutlichen wohl, hier nicht zu lange zu Rasten. Immerhin gibt es einiges zu lernen.
So verstecken sich im Reisighaufen Baummarder, Igel und Waldspitzmaus, doch es ist kalt und keiner davon schaut raus.
Wenig später der Abzweig zur Hauptattraktion: dem Rehturm. 494 Meter über Null steht dieser. 26,4 Meter führt er selbst nochmal in die Höhe und lädt mit 126 Stufen zum Aufstieg ein. Diese sind teils uneben und abschüssig. Hier und da droht auch eine Pfütze zu gefrieren. Für Menschen mit Höhenangst kann es gefährlich werden, der Blick von oben entlohnt jedoch der Strapazen des Aufstieges – aber wohl nicht die angesprochene Personengruppe.
Vor allem die Plassenburg ist von dort besonders fotogen, wenn nicht gerade ein Flugzeug zur Hand ist. Eine Karte im Zentrum zeigt, wo welche Orte liegen, diese verschwinden jedoch in einem Meer aus Wald, dass abseits des freien Blicks auf die Plassenburg den Rest des Turms umgibt.
Nach dem Abstieg ist vor dem Bildungsauftrag – oder so ähnlich. Immer wieder grüßen fein bemalte Holztafeln mit Blattwerk von Bäumen. Sie laden zum Mitraten ein und enthüllen beim Aufklappen die dazugehörige Baumart. Diese Aufsteller sind nicht in Reihe geschaltet, sondern immer wieder während der vier Kilometer zu finden. Dadurch nutzt sich das Ratespiel nicht so schnell ab.
Vielleicht wollen diese Konstruktion aber auch nur zum Springtraining einladen. Wie zu erfahren, schafft der Hirsch ganz neun Meter. Das Reh nur sechs. Die Waldmaus immerhin noch 70 Zentimeter. Das müsste zu schlagen sein – für die Tafeln reicht es dennoch nicht.
Aufwändig geschnitzte Tierskulpturen zeigen sich im Unterholz. Darunter ein Frosch aus einem Baumstumpf geschnitzt. Dafür verantwortlich ist Michael Schütt aus Presseck. Wenig später eine Eule, die dankenswerterweise den Weg durch den Naturlehrpfad weißt. Wir erinnern uns, das Laub auf dem Boden macht das nicht immer einfach.
Dieses Schicksal ereilte auch den Barfußpfad, auf dem aktuell keine Augenbinde gebraucht wird, um zu erraten, auf was man dort tritt. Aus Sicherheitsgründen vielleicht eine der wenigen Attraktionen, die sich für das Frühjahr aufgespart werden sollten.
Plötzlich ergreift auch den Naturlehrpfad die moderne Idee der Do-it-Yourself-Mentalität. Ein leerer Schaurahmen gibt den Blick auf den Wald dahinter frei. Hier kann der eigene Blick auf den Wald gewählt werden. Kurz darauf zeigen Gucklöcher auf Äste und Bäume, die naturbelassen sind. Auch hier ist selbst schauen angesagt. Für die Kamera ein dankenswertes Motiv.
Gegen Ende wird es historisch. Einmal sehr weit in die Vergangenheit. Die verschiedenen Gesteinsschichten sind auf einer Infotafel erklärt und zum Anfassen freigelegt. Das nasse Moos an diesem Vormittag im Winter steht im Kontrast zum grauen Felsen.
Der andere Rückblick in die Geschichte zeugt von der letzten Belagerung der Plassenburg. 1806 durch die französische Armee unter Napoleon war das. Die Kanonen – ebenfalls aus Holz gefertigt – stehen weit weg von der Plassenburg. Die Stellung auf dem Rehberg existierte jedoch tatsächlich und konnte nur unter starkem Beschuss durch die Plassenburg errichtet werden.
Nach diesem Blick in die historische Bedeutung des Ortes kehrt der Blick wieder zurück auf den Weg. Hier liegt nun weniger Laub, an den Ästen leisten die letzten Blätter noch Widerstand, doch auch sie müssen weichen, um dem Kreislauf des Lebens im Frühjahr wieder Platz zu machen. Auch das ist eine Erkenntnis des Naturlehrpfades.
Zurück am Ausgangspunkt kann das gesammelte Wissen noch einmal mit einer Drehtafel geprüft werden. Falls noch Wissenslücken bestehen: Einfach am Hochwasserbecken vorbei und die (ent-)spannenden vier Kilometer noch einmal laufen. Es lohnt sich!