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Schloss Rosenau:

Voller Geschichten und Geschichte

Schloss Rosenau – Sommerresidenz der Sachsen-Coburg-Herzöge, von Ernst I für seine Herzogin Luise zum Märchenschloss umgebaut, Sehnsuchtsort von Prinz Albert und Trauerplatz für seine Witwe Queen Victoria.







Zugleich: Ort ritterlicher Turniere, aufwändiger Wandmalerei und Stuckmarmor, Zeugnis von Verbindungen in Fürstenhäuser in ganz Europa und für 21 Jahre auch mal ein Seniorenheim.























































































In diesem Schloss steckt so viel Geschichte, dass eine knappe Stunde Führung fast nicht ausreicht. Es gibt viel zu entdecken auf Schloss Rosenau: natürlich die absoluten Klassiker von Alberts Wiege aus dem Jahr 1819, gefertigt in Wien, über das fein gearbeitete Bett der Herzogin bis hin zum Marmorsaal und den darin mit Blattgold veredelten Lüstern aus Kirschbaumholz.





Doch wie fast überall sind es die Details, die besonders in Erinnerung bleiben. Sei es der Schriftzug „In Treue fest / Kraft im Recht / Geist und Herz / 1820“ rund um den Marmortisch, den Fürst Metternich spendete. Oder die Wappen und Zeichen der Familie Wettin, die rund herum angebracht sind.





























































Über den Bibliotheksschränken thronen Gemälde von Märchengeschichten aus der Romantik. Direkt zur Linken beim Betreten der Bibliothek beispielsweise die „Legende von Thomas dem Reimer“ von Walter Scott aus dem Jahre 1803: Thomas gab sich damals dem Wunsch einer Fee hin, schwieg sieben Jahre lang und wurde dafür mit dem goldenen Apfel der Wahrheit entlohnt. Fortan galt er als Ratgeber und geschätzter Gönner, der seinen Reichtum auch mit seinen Mitmenschen teilte und, als seine letzte Stunde schlug, von den weißen Hirschen zurück ins Feenreich geleitet wurde. Das symbolisiert, wie stark der Gedanke an ein Märchenschloss in Ernst I. verankert war und mit welcher Liebe zum Detail er umgesetzt wurde.



Ein wirkliches Märchenschloss wird Schloss Rosenau auch, wenn der alte Glanz durchscheint, der unter der Nutzung als Seniorenheim bis 1970 an vielen Stellen gelitten hat. Überall sind kleine Stellen sichtbar, die noch Originalbestand sind, Teile der ursprünglichen Wandbemalung oder Deckenverzierungen. Auch die Fensternischen sind noch erhalten, da diese nicht mit Tapeten oder Farbe übermalt wurden.







































































Noch heute gibt das Schloss Anlass für Märchen und Geschichten. Dort, wo ein Besucher sonst nicht hinkommt, trifft man auf Geister. Es ist also doch auch ein Geisterschloss. Bei genauerer Betrachtung hängen diese jedoch ganz entspannt und starr von der Decke – sie wirken wie friedliche Zeitgenossen. Es handelt sich tatsächlich um Lüster, die von der Veste Coburg einst aussortiert und entsorgt werden sollten, dann aber vom Schloss Rosenau gerettet wurden. Nun hängen sie auf dem ersten der beiden Dachböden unter weißen Tüchern und dienen als (ins-)geheime Schlossgespenster. Darunter ist auch ein Lüster aus dem Kongressbau der Veste Coburg, der herunterstürzte, als eine Bombe dort einschlug.

Wie viel Geschichte in jedem Möbelstück steckt, wird am Bett der Herzogin deutlich. Eine kleine Verzierung am unteren Bettkasten umfasst direkt wieder die komplette Tiefe von Symbolik und Grandeur der damaligen Zeit, die auch von den Anfängen des Biedermeier mit klassischen Elementen geprägt war – die Möbel waren in schwarz eingefasst, aber trotzdem reich mit goldenen Ornamenten verziert.





Links trägt ein junger Engel die Fackel – sie zeigt nach oben, was für Leben und Orientierung in der Nacht steht. Daneben wirft eine Elfe Rosenblüten in eine Vase, während ihr der Gott der Zeit – Kronos – bedeutet, dass alles ein Ende hat und vergeht, während er mit seiner Sense auf der Weltkugel steht. Daneben wiederum hält ein weiterer Engel Mohnkapseln und symbolisiert damit den Schlaf. Ein Kunstwerk, nur wenige Zentimeter breit und hoch – und trotzdem voller Geschichte und Geschichten.





Viel der Geschichte auf Schloss Rosenau ist auch märchenhaften Zufällen zu verdanken. Der Tisch von Metternich wurde beispielsweise vom scheidenden Herzog Coburgs 1920 gekauft und geriet dann in Vergessenheit. Deshalb stand dieser auch nicht mehr an seinem einstigen Platz in der Bibliothek. Erst 1997 wurde er wiedergefunden und nach vierjähriger Forschung bestimmt. Seit 2000 steht er wieder als Leihgabe der herzoglichen Stiftung an seinem angestammten Platz.











Auch die Aquarelle, die Victoria für Albert anfertigen ließ, damit er sein geliebtes Rosenau stets bei sich hatte, wurden erst 1982 wieder auf Schloss Windsor entdeckt und hängen nun als Kopien im Schloss. Das gleiche gilt für Fotografien aus dem Jahr 1877 und 1880, die heute im Staatsarchiv liegen und erst nach den Restaurierungsarbeiten gefunden wurden. Damit konnten sie nicht als Vorbild für die Restaurierung dienen.





Im dritten Stockwerk, welches sich nur für diese spezielle Führung und manchmal Kinderführungen öffnet, befinden sich zwei weitere besondere Räume: Im Turmzimmer wohnte mit Auguste die Mutter des Herzogs. Heute erinnern nur ausgewählte, freigelegte Stellen noch an die einst so bunte Bemalung des Raumes. Auch der Blick zur Veste wird durch zu hohe Bäume unterbrochen.





Dieser offenbart sich aber noch beim Blick aus dem Fenster im angrenzenden Raum.

























































Die Prinzen Albert und Ernst indes hatten auch damals schon einen guten Blick auf den Schalenbrunnen und teilten sich ein Spielzimmer. Denn ebenfalls auf der Etage befindet sich das Prinzengemach, mit den Studienbildern von den beiden, die nie fertiggestellt wurden. Die Position der Köpfe diente jedoch als Vorlage für ein Bild zusammen mit ihrer Mutter, bei dem sie beide auf sie blicken.





Im zweiten Dachgeschoss wird es eng. Die Dach-Balken stammen zum Teil noch aus der ursprünglichen Nutzung als Jagdschloss und damit aus dem 16. Jahrhundert. Ein Ausgang führt auf den Turm, wo einst die Flagge gehisst werden musste, wenn der Herzog im Haus war. Sogar Prinz Andrew hat sich einst über den damals noch nicht gesicherten, schmalen Gang gewagt und ist zum Flaggenmast hinübergegangen.





Es sind genau diese Anekdoten, die am Ende einer Führung durch die unglaublich umfangreichen Zimmer von Schloss Rosenau in Erinnerung bleiben. Es sind Geschichten von Luise die ein Märchenschloss bekam und am Ende dort alles andere als ein Märchen lebte. Sie wurde als untreu beschimpft, vom Ehemann, der lieber zur Jagd ging, allein gelassen und schließlich nach St. Wendel verbannt und starb bereits im Alter von 30 Jahren an Krebs.

























































Von Victoria, die Schloss Rosenau liebte und trotzdem bei den meisten ihrer Besuche um Albert trauerte und 1862 – bei ihrem ersten Besuch nach Alberts Tod ins Gästebuch schrieb:



Victoria Regina, die trostlose Witwe des geliebten Prinzen Albert.





















Aber auch die Geschichten der Bauarbeiter, die 1965 ihre Namen im Schornstein verewigten.





Es ist ein Schloss voller Geschichten – oft zu romantisch, um wahr zu sein. Und ein Haus voller Geschichte – meist mehr als nur herzoglicher.

Vielen Dank an Jutta Stumm für die umfangreiche und erweiterte Führung und die Bayerische Schlösserverwaltung für die Bildgenehmigung.

Schloss Rosenau kann nur mit Führung besichtigt werden und hat von April bis Anfang Oktober von 9 bis 18 Uhr und von Oktober bis März von 10 bis 16 Uhr an allen Tagen – außer montags – geöffnet. Ausnahmen an Ostermontag und Pfingstmontag.